Einsatz in Jordanien vom 24.10. bis 03.12.2012

Unterstützung syrischer Flüchtlinge in Jordanien

„Viele bleibende Eindrücke habe ich aus Jordanien mitgebracht, vor allem trotz großer Not Bilder mit dankbaren Menschen und viele strahlende Kinderaugen“, erzählt Michael Geßner, der als Fachkraft des THW sechs Wochen den Aufbau eines Flüchtlingslagers nahe der Grenze zu Syrien unterstützte. Der Bad Kissinger leitete vor Ort die Verbesserung der Infrastruktur mit dem Schwerpunkt der Wasserver- und –entsorgung.
„Mit einem weinenden und einem lachenden Auge kehrte ich zurück: Lachend wieder zu Hause bei der Familie zu sein, weinend angesichts der äußerst angespannten Lage der Tausende von Flüchtlingen, die ihre Heimat Syrien verlassen und unter schwierigen Verhältnissen im Nachbarland vorübergehende Bleibe suchen“, resümiert der 51-jährige, der beruflich bei der Firma „Imtech“ in Frankfurt als Bauleiter für die technische Ausstattung von Gebäuden Sorge trägt. Dem THW Ortsverband Bad Kissingen gehört der gelernte Heizungs- und Lüftungsmonteur seit 1993 an und bringt sich als Kraftfahrer und Bereichsausbilder für den Umgang mit THW-Fahrzeugen ein. „Es war dies mein erster Auslandseinsatz. Trotz manch offener Frage hatte ich keine Angst. Ich freute mich auf diese Herausforderung“, blickt Geßner zurück. Vor Jahren fuhr er Hilfstransporte in die Ukraine und half gegen das Jahrhunderthochwasser 2003 mit. Seit zehn Jahren steht er auf der Liste der THW-Auslandsdatenbank als einziger des Ortsverbands Bad Kissingen. In der Liste sind die Kräfte nach ihren Spezialgebieten erfasst. Zu den Kriterien zählen fachliche Qualifikation, Englischkenntnisse und Impfstatus für Tropentauglichkeit. Diese Bedingungen erfüllte Geßner als Mechaniker der „SEEWA, der Schnelleinsatzeinheit Wasser im Ausland, und als Spezialist für Aufbau einer Infrastruktur mit Schwerpunkt Wasser- und Sanitärinstallation. Dieser Bereich erwartete ihn im Flüchtlingslager el Za`atari, 25 Kilometer von der Grenze zu Syrien entfernt. „Dort leben zurzeit etwa 40 000 Menschen. Täglich kommen 400 bis 1000 neu dazu. Bei ihrer Ankunft werden die Flüchtlinge registriert. Viele sind traumatisiert, weil sie Ehepartner, Kinder, Verwandte und Freunde durch das Regime von Baschar el-Assad sowie Hab und Gut verloren haben. Es ist nicht einfach für die Menschen, sich in neuer Umgebung zurechtzufinden“, schildert Geßner. Nach dem Volksaufstand im März 2011 verlassen immer mehr Syrier ihre Heimat, kommen über die „grüne Grenze“ nach Jordanien und erhalten das zum Leben Nötigste. Über UN/UNICEF und mit Unterstützung des Westens entstand in der Wüste auf mehr lehmigem Boden das Lager, zuerst mit einfachen Zelten, dann mit besseren und zuletzt mit Containern, von denen 2 500 allein Saudi Arabien zur Verfügung stellte. „Das Areal ist riesig, vielleicht fünf mal fünf Kilometer. Wir kümmerten uns um das Wasser. Es fehlte Versorgung für Küchen, Duschen und Toiletten. Abwasser sammelte sich in Pützen“, blickt Geßner zurück und ergänzt: „Jeden Tag kamen wir ein Stück weiter, um die Lage zu verbessern. Mir zur Seite stand ein Team mit arabischen Helfern, darunter ein Dolmetscher. Wir erstellten Konzepte, vergaben kleine Aufträge selbst und fertigten Ausschreibungen für größere Maßnahmen.“ Das habe ganz gut geklappt, auch wenn einmal eine Installation mehrfach erneuert werden musste, bis sie korrekt ausgeführt war. „Die Arbeit hat Spaß gemacht; denn jeden Tag ergaben sich Verbesserungen. Täglich fuhren wir THWler - wir waren neun Kräfte – von unserem Appartement in Amman nahe der Deutschen Botschaft zum 80 Kilometer entfernten Lager und abends zurück. Der 12-Stunden-Tag verging wie im Flug“, geht Geßner auf den Ablauf ein. Im Lager habe sich mehr und mehr eine Eigendynamik entwickelt. An der Hauptstraße seien Geschäfte und Lokale entstanden. Die Menschen – kreativ und mutig - wagten einen Neuanfang. „Deutsche und THW erfahren große Anerkennung. Die Menschen schätzen unser Können. Gefährlich wurde es für uns nicht, auch wenn es ab und zu im Lager vor allem unter Jugendlichen zu Auseinandersetzungen kam. Da schritt die jordanische Polizei ein“, erklärt Geßner, der betonte, nicht nur technische, sondern auch soziale Dienste für Menschen voller Dankbarkeit einbrachte. „Die Menschen haben nicht viel, sind aber immer herzlich und laden zu einer Tasse Tee oder Kaffee ein.“ Im Lager gebe es noch viel zu tun: Weitere Wasserleitungen, neue Installationen, Abwassertanks, Drainagen. „Meinen Nachfolger habe ich eingearbeitet. Deshalb kam ich auch ein paar Tage später zurück. Wenn ich gebraucht werde, kann ich mir einen neuerlichen Einsatz wegen der freundlichen und dankbaren Menschen vorstellen“, denkt er an die Zukunft. An Lager und Land erinnern ihn Spielsachen für seinen 10-jährigen Sohn und Schals für seine Ehefrau.

Stefan Geiger


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