06.07.2013, von Geiger Stefan

Pressebericht Saale-Zeitung 06.07.2013

Rottershausen/Bad Kissingen:

Sechs Wochen arbeitete Michael Gessner vom THW-Ortsverband Bad Kissingen im Lager el Za`atari in Jordanien, wo inzwischen 120000 bis 150000 Menschen nach ihrer Flucht aus Syrien zumindest eine vorübergehende Bleibe gefunden haben. „Wir haben dort vor allem die Ver- und Entsorgung im Sanitärbereich aufgebaut. Die Menschen dort haben unsere Dienste geschätzt, da wir die einzigen waren, die sich um alles kümmerten“, berichtete er nach seiner Rückkehr.

Bereits in Oktober und November letzten Jahres weilte Gessner in dieser Auffangstation, 25. Kilometer von der Grenze zu Syrien entfernt. Wie damals kamen auch diesmal täglich Familien, die ihr Hab und Gut im Assad-Regime zurückließen, um einen Neuanfang zu machen. „Das Camp ist inzwischen so gewachsen, dass es zur viertgrößten Stadt Jordaniens geworden ist. Es ist ein Kommen und Gehen. Täglich ändern sich die Zahlen“, erzählte  Gessner als einer von den 15 THWlern, die im Auftrag der Bundesrepublik humanitäre Hilfen einbringen. Deutschland sei der einzige Staat, der sich direkt engagiere, wobei UNICEF als Dachorganisation fungiert. Andere Länder seien als „Non-Government-Organisations“ beteiligt.

„Wir vom THW genießen im Lager großen Respekt. Unsere Art Hausmeisterfunktion schätzen die Flüchtlinge. Die Wasserknappheit nahm zuletzt bei Tagestemperaturen zwischen 32 und 40 Grad immer mehr zu. Tankwagen brachten Tag und Nach das feuchte Nass, das wir in Erdtanks speicherten“, ging Gessner auf den Alltag ein. Natürlich komme es in einem so riesigen Camp zu Spannungen wie unter verschiedenen Familienclans. „Viele Menschen wollen arbeiten, finden aber keine Stelle. Sie möchten Geld verdienen. Verständlicherweise wächst die Unzufriedenheit. Perspektiven fehlen“, machte er deutlich. Am 30. Juni endete der THW-Einsatz, von der Bundesregierung festgesetzt. Die Arbeiten würden jetzt über UNICEF gelöst. Die Bewohner hätten lieber gesehen, dass wir bleiben. Dafür hätten sie gar demonstriert.

„Die Aufgabe in Nahost hat uns trotz der schwierigen Lage Spaß gemacht. Wir konnten in den sechs Wochen vielen in Not helfen, vor allem im Alltag, indem wir uns vorrangig um Toiletten bzw. Latrinen, von denen wir jeden Tag vier aufstellten, kümmerten“, merkte Gessner an. Werkzeuge und Materialien habe man zurückgelassen, damit die Betreuung weiterlaufen könne. Unterkunft war wie zuvor in einem Vorort der Hauptstadt Amman, 70 Kilometer vom Lager entfernt. Für Hin- und Rückfahrt fiel jeweils eine Stunde an. Etwas Zeit sei am Wochenende für Sightseeing geblieben. „Wir konnten uns immer frei und sicher bewegen. Das war Ausgleich zur harten Arbeit, die wir aber gerne als praktische Nächstenliebe machten“, versicherte er. Gut getan habe Lob wie von Regierungspräsident Paul Beinhofer, Ministerpräsident Horst Seehofer und Innenminister Hans-Peter Friedrich. In Jordanien habe man wiederholt erfahren: „Das THW ist Aushängeschild und Botschafter der Bundesrepublik Deutschland.“ 

 

Einblicke in das Camp hätten vier Berichte im ZDF gezeigt. Wie es dort nun weiter gehe, sei offen. Das THW habe ein Jahr lang sein Können in el Za`atari eingebracht. Jetzt steht eine neue Aufgabe an: 50 Kilometer entfernt entsteht in einem Wüstengebiet ein neues Camp, wo das THW wieder  beim Aufbau der Infrastruktur beteiligt wird. Die Frage, ob er noch ein drittes Mal nach Jordanien gehe, ließ Gessner offen: „Das ist nur möglich, wenn Familie, Arbeitgeber und der eigene Körper mitspielt“, erklärte Gessner, der bei der Firma Imtech in Frankfurt als Bauleiter für technische Ausstattung von Gebäuden Verantwortung trägt. Damit bringt der Heizungs- und Lüftungsbauer optimale berufliche Qualifikationen, die für einen solchen Auslandseinsatz Voraussetzung sind, mit. „Großes Lob gilt meiner Familie und meinem Arbeitgeber, die viel Verständnis für meine THW-Aktivitäten aufbringen“, würdigte er. Beim THW OV Bad Kissingen ist er seit 1993 mit dem Schwerpunkt Kraftfahrzeugwesen.

Sein Resümee: „Wir wurden immer freundlich und offen aufgenommen, profitierten vom  Miteinander in der Gruppe und kehrten mit vielen positiven Eindrücken über Land und Leute zurück. Anderen geholfen zu haben, das hat uns allen gut getan.“

Geiger Stefan

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