Vom Glücksfall, helfen zu können
Michael Gessner aus Bad Kissingen war vier Wochen für das THW im Einsatz in Sierra Leone in Westafrika. Dort arbeitete er als Fachmann für Infrastruktur im Bereich Wasser und Elektrik im Kampf gegen Ebola mit.
"Es ist einfach ein beglückendes Gefühl, Menschen in Not geholfen zu haben." Dieses Kurzfazit zog Michael Gessner (Bad Kissingen), der nach vierwöchigem THW-Einsatz aus Sierra Leone in Westafrika zurückkehrte. Dort arbeitete er als Fachmann für Infrastruktur Wasser/Elektrik im Kampf gegen Ebola mit.
Bereits zum 7. Mal war Gessner im Auslandseinsatz für das Technische Hilfswerk (THW). Nach zum Teil mehrfachen Diensten in Bosnien, Jordanien, auf den Philippinen und im vergangenen November in Ghana half er diesmal in Sierra Leone im Kampf gegen Ebola. "Als THW-Viererteam bildeten wir einen Teil einer UN-Mission, um Krankenhausstationen mit den Schwerpunkten Wasser, Strom und Kraftfahrzeuge zu betreuen. Bei unserer Arbeit bildeten wir Afrikaner aus bzw. banden sie ein unter dem Gedanken Hilfe zur Selbsthilfe. Nötige Geräte, Ersatzteile und Werkzeuge arrangierte die UN. Wir als Wassertechniker, Elektriker und Kfzler hielten Fahrzeuge und technische Anlagen instand", fasst Gessner zusammen.
Den Rücken frei halten
Sich für Menschen in Not einzusetzen ist für ihn Lebenselexier. "Meine Familie und mein Arbeitgeber, die Firma Imtech (Frankfurt), in der ich als Bauleiter für technische Ausstattung von Gebäuden fungiere, stehen voll und ganz hinter mir", betont Gessner. Nur so seien Einsätze möglich. Er ist gelernter Heizungs- und Lüftungsbauer und gehört dem THW-Ortsverband Bad Kissingen seit 1993 an. "Als Kraftfahrer und Ausbilder für den Umgang mit THW-Fahrzeugen ist er für uns eine wichtige Stütze", lobt THW-Ortsbeauftragter Andreas Kiesel.
Devise "No touch"
Ebola-Kranke wurden in Zelten oder Häusern behandelt. Auf die Frage, ob er wegen der Ansteckungsgefahr Angst vor diesem Einsatz gehabt habe, erklärt Gessner: "Angst nicht, aber Respekt. Ebola ist ja nicht zu sehen, birgt aber die Gefahr der Ansteckung. Oberste Devise war `No touch`, also keine Berührung, kein Handschlag. Im Vorfeld wurden die Impfungen überprüft und bei einem Treffen die Einsatzgrundlagen mit Sicherheits- und Gesundheitsschulung vorgestellt. Es konnte eigentlich nichts passieren, wenn man sich an die vorgegebenen Regeln hält. Wir waren bestens einschließlich Malariaprophylaxe vorbereitet", schildert der 53-Jährige, der sich nach der Rückkehr einem weiteren Gesundheitscheck unterzog. Zudem habe jeder täglich ein Logbuch mit Eintrag der Körpertemperaturen geführt. "Mit Ebola-Kranken hatten wir keinen Kontakt. Erfreut waren wir, als wir bei einer Begegnung erlebten, dass Betroffene von der Seuche geheilt waren."
Täglich zwölf Stunden unterwegs
"Wir waren täglich von 8 bis 20 Uhr von unserer Station in Makeni im Landesinneren unterwegs, um Fahrzeuge zu reparieren, Stromaggregate aufzustellen und die Wasserversorgung zu sichern. Temperaturen zwischen 32 und 38 Grad sowie hohe Luftfeuchtigkeit von 80 bis 90 Prozent machten ganz schön zu schaffen. Wir reisten durch halb Sierra Leone, packten an, lösten Probleme und erlebten herzlichste Aufnahme. Das ermutigte in diesem ganz armen Land. Als THWler eilt uns ein toller Ruf in Bevölkerung und UN voraus", berichtet Gessner und ergänzt: "Die Fahrten mit Jeeps verliefen abenteuerlich: Nur die Hauptstraßen sind geteert, sonst gibt es Feldwege. Nur mit Geländewagen kommt man voran. Oft waren wir gezwungen zu improvisieren. Fast immer schafften wir eine Lösung."
Ob er weitere Auslandseinsätze auf sich nimmt? "Das ist keine Frage, sofort. Wenn du helfen kannst und Erfolge erlebst, etwas Schöneres gibt es kaum. Selbstverständlich stimme ich Planungen zuerst mit der Familie und dem Arbeitgeber ab. Ausschreibungen laufen von Bundes- über Landesverbände und Geschäftsstellen zu den Ortsverbänden. Darauf heißt es zu reagieren und sich zu bewerben gemäß den Voraussetzungen, die der Einsatz benötigt", blickt Gessner erwartungsvoll nach vorne.
Inzwischen ist auch klar, dass er wie stets zuvor heil zurückgekehrt ist. Die Ebola-Inkubationszeit von 21 Tagen ist vorüber. "Ich bin bereit. Es ist ein tolles Gefühl, anderen in Not zu helfen, vor allem dann, wenn du Erfolge siehst", bekennt Gessner zum Abschluss.
Sierra Leone Die Republik in Westafrika hat sechs Millionen Einwohner, 74 je Quadratkilometer. Die Lebenserwartung liegt bei 46 Jahren, Hauptstadt Freetown. Amtssprache ist Englisch, dazu gibt es viele Stammessprachen, 70 Prozent der Bevölkerung sind Moslems, 27 Prozent Christen, 51 Prozent arbeiten in der Landwirtschaft, 27 Prozent im Dienstleistungssektor, 22 Prozent in der Industrie. Das Land ist reich an Bodenschätzen wie Bauxit, Gold, Diamanten, Eisenerz, Graphit, Platin und Braunkohle.
Ebola Von dem Ebolafieber-Ausbruch in Westafrika, der Ende Dezember 2013 in Guinea begonnen hat, sind aktuell Guinea und Sierra Leone massiv betroffen. In Liberia gibt es nur einzelne Erkrankungsfälle. Nigeria (mit 20 Fällen), Senegal (eine aus Guinea eingereiste Person) und Mali (mit acht Fällen) wurden inzwischen von der WHO als frei von Ebola erklärt. Es handelt sich bei dem Ebola-Ausbruch in Westafrika um den bisher größten, bei dem auch erstmals Fälle in größeren Städten aufgetreten sind.
Quelle: Wikipedia